Startup – Glamour oder Eintagsfliege: Ihre Entscheidung!

Alle wollen sie – die Investoren für ihren Gewinn, die Zeitschriften für die nächste Sensation, die Blogger für den nächsten Push, die IHKs sowieso und wir auch: Die Rede ist von Startups, die sich mit einer guten Idee aufmachen, die Märkte zu erobern. Wer Erfolg hat, dem winken viele Belohnungen.

Es macht großen Spaß, ein Startup von Anfang an zu begleiten und wachsen zu sehen. Startups sind wie Utopien, die langsam in unserer wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Realität beweisen müssen, dass sie Substanz haben. Und alles Gelernte darf konzentriert angewendet werden.

Startups sind wie Pioniere. Das Gelände ist rau, teilweise unbekannt, sie sind oft mäßig gerüstet und dennoch unheimlich inspirierend. Die Köpfe dahinter verkaufen eine Idee und sind darin sehr gut – schließlich müssen sie viele und unterschiedliche Zuhörer überzeugen, wenn sie die notwendige Unterstützung einwerben wollen – das schult.

Die Krux: Nicht alle Ideen tragen ein Geschäftsmodell, und nicht alle Ideengeber haben genug Kraft, Glück oder Geld, um nach den ersten Erfolgen auch zweite und dritte folgen zu lassen.

Sich auf Startups einzulassen ist immer wieder ein kleiner Ritt durch unbekanntes Feld. Einerseits muss man sich von einer Idee einfangen lassen, um sie weiterspinnen zu können. Andererseits ist es genau diese Faszination, die gut erlernte Bewertungsprinzipien aus hebelt. Dort, wo also Bauchgefühl überproportional gefordert ist, müssen wir nüchtern bleiben und den gestaltenden Mahner spielen.

Aus der Praxis sollten Sie diese 5 Tipps wirklich ernst nehmen

1. Sorgen Sie für eine ausreichende Finanzierung

Was sich wie eine Binsenweisheit anhört, verursacht in der Praxis häufig existenzielle Probleme. Die Erfahrung zeigt, dass Existenzgründer häufig den realistischen Kapitalbedarf unterschätzen. Dies liegt in der Regel daran, dass die Höhe der Vorfinanzierung von Forderungen und Anlaufverlusten unterschätzt oder manchmal sogar nicht beachtet wird. Setzen Sie sich daher kritisch mit diesem Thema auseinander.

2. Holen Sie eine Selbstauskunft bei der Schufa ein

Erfordert Ihr Gründungsvorhaben eine Kreditaufnahme, wird sich Ihr Kreditinstitut eine Auskunft über Sie bei der Schutzgemeinschaft für allgemeine Kreditsicherung (Schufa) einholen. Um sicher zu gehen, dass die hier übermittelten Auskünfte richtig und aktuell sind, empfiehlt es sich, vorab selber eine Auskunft (persönlich oder online) einzuholen. In Einzelfällen ist es vorgekommen, dass z.B. Zahlungsrückstände bei Mobilfunkunternehmen oder Bürgschaftsverpflichtungen aufgelistet waren, die seit Jahren nicht mehr bestanden. Es ist ratsam, diese vor dem Bankgespräch löschen zu lassen.

3. Rechnen Sie mit unproduktiven Zeiten

Leider steckt der Arbeitsalltag voller Zeitfresser. Immer wieder werden wir mit Aufgaben und Themen konfrontiert, die zwar im Zusammenhang mit der beruflichen Tätigkeit stehen, die aber nicht zur Leistungserbringung an die Kunden genutzt werden können. Diese unproduktiven Zeiten sollte man sich vergegenwärtigen. Dies kann zum Beispiel für Fragen der Kapazitätsauslastung entscheidend sein. Bei der Ermittlung eines Stundenverrechnungssatzes ist dieser Faktor möglicherweise existenziell.

4. Versichern Sie sich des Rückhaltes in Ihrer Familie

Das Unternehmertum belastet in vielfältiger Art und Weise. Die Anforderungen an Unternehmer/-innen nehmen keine Rücksicht auf nicht mehr vorhandene Zeitreserven oder private Planungen und Aktivitäten. Oftmals muss der Familien- und Freundeskreis zurückstecken, damit die Einnahmensicherung gewährleistet ist. Darüber sollte sich der Existenzgründer und dessen Familie vorher bewusst sein. Besprechen Sie daher dieses Thema offen mit Ihrer Familie und prüfen vorab auch deren Opferbereitschaft.

5. Verlassen Sie sich nicht auf die Versprechungen Anderer

Existenzgründer erfahren vor der Gründung regelmäßig Zuspruch aus dem Freundes- und Bekanntenkreis. Dies kann sogar so weit gehen, dass Unterstützung insbesondere durch Empfehlungen und Kundenvermittlungen in Aussicht gestellt werden. Darauf sollte sich keine Existenzgründung stützen. Nach erfolgter Gründung zeigt sich leider oftmals, dass sich diese Hoffnungen nicht realisieren lassen.

Diplom-Finanzwirt

Ulrich Hesse

Steuerberater

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Die Begleitung von Startups können wir, machen wir auch gerne, allerdings nur, wenn wir wirklich überzeugt sind. Dann gehen wir mit. Und dann aber richtig.

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